Projektergebnis

Aus heutiger Sicht ist es selbstverständlich schwierig, genaue Aussagen über die Kriterien zur Ankaufspolitik der Bibliothek zu treffen. Zum einen, weil die Bibliothek eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich hat, zum anderen, weil es für uns kaum möglich war, gesicherte Quellen über die konkrete Erwerbungspolitik zu finden. Es bedarf vermutlich eines äußerst intensiven Quellenstudiums, inklusive der Durchsicht sämtlicher Amtsakten, um herauszufinden, wann es eine vorgegebene Erwerbungspolitik gegeben hat.

Auch wenn keine genaue Prüfung dieser Unterlagen möglich war, so war es doch möglich, aufgrund der Beispielmenge des heutigen Bestandes eine Analyse durchzuführen, um daraus indirekt zu schließen, welche Kriterien bei der Erwerbung eine Rolle gespielt haben könnten.

Bei unserer Analyse beschränken wir uns, wie bereits erwähnt, auf die „Niederösterreichensien in der pädagogischen Bibliothek des Landesschulrates für Niederösterreich. Unsere Titelabfrage ergab rund 800 Treffer, was bei einem Gesamtbestand von rund 180.000 Bänden lediglich 0,44% sind. Allerdings ist zu beachten, dass möglicherweise auch noch andere Titel innerhalb des Bestandes sich inhaltlich mit dem Thema Niederösterreich befassen. Das bedeutet, dass sich durchaus noch andere als die von uns bearbeiteten Titel mit dem Land Niederösterreich, seiner Geschichte, seiner Bevölkerung oder anderen niederösterreichbezogenen Themen befassen können. Jedoch wurden diese nicht bei der Abfrage der Metadaten in den Ergebnissen angezeigt und waren somit für unsere Ergebnisliste nicht nutzbar.

Wie man in der Grafik sehr gut erkennen kann ist aufgrund der naheliegenden thematischen Nähe der Bibliothek zum Fachgebiet Pädagogik diese Kategorie am stärksten vertreten im Bestand der Bibliothek. Die Erwerbungspolitik legte also einen eindeutigen Schwerpunkt auf pädagogische „Niederösterreichensien“, um den Nutzen der Bibliothek noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Man sieht, dass der Bestand der pädagogischen niederösterreichbezogenen Literatur fast doppelt so groß ist wie jene der nächsten größeren Kategorie.

Abgesehen von den pädagogischen „Niederösterreichensien“, welche in einer pädagogischen Bibliothek klarerweise die größte Gruppe bilden, lässt sich also gut erkennen, dass der Schwerpunkt auf den Bereichen Geographie und Geschichte im weitesten Sinne liegt. Das lässt darauf schließen, dass die historische und geographische Landeskunde schon immer ein wichtiger Bestandteil des Schulunterrichts in Niederösterreich war.

Allgemein ist ein sehr starker regionaler Bezug festzustellen, denn vor allem in den geographischen, heimatkundlichen sowie den geschichtswissenschaftlichen Bereichen findet man eine Vielzahl an solchen Titeln. Dabei handelt es sich nicht nur um allgemeine niederösterreichbezogene Themen, sondern auch um ganz spezielle regionale und ortsbezogene Bestände, die ein gutes Bild über die Vielfalt und den Abwechslungsreichtum des Landes Niederösterreich widerspiegeln. Vor allem durch die große Anzahl an Reise- und Wanderführern, welche im Bestand vorhanden sind, erkennt man eine starke regionale Ausrichtung und einen möglichen Schwerpunkt bei der Erwerbungspolitik.

Der Bestand der „Niederösterreichensien“ ist für eine abwechslungsreiche Nutzung im Schulbetrieb sowie für eine intensive Vorbereitung des Lehrpersonals auf regionale Themen im Unterricht sehr gut verwendbar. Landeskundliche Inhalte sind zur Genüge vorhanden und können mit bestem Gewissen dem Lehrpersonal oder den angehenden Lehrern des Landes Niederösterreich zum Studium empfohlen werden.

Außerdem ist der niederösterreichbezogene Bestand für die allgemeine Volksbildung durchaus brauchbar, wenn auch die große Mehrheit der Titel (rund 90%) ebenfalls in der Niederösterreichischen Landesbibliothek vorhanden ist. Die pädagogische Bibliothek bildet hierbei eine weitere Möglichkeit zum Studium dieser Kategorien und ein Zusatzangebot, wenn es um ausgewählte pädagogische Literatur geht. Vor allem im Bildungs- und Fortbildungsbereich von Lehr- oder Schulpersonal wird dieses Angebot sicher ausreichend genutzt und bildet daher eine gewisse Konkurrenz zur Landesbibliothek.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Bestand der pädagogischen Bibliothek starke Schwerpunkte auf regionale Themen wie eben zum Beispiel Heimatkunde und Landeskunde legt und diese auch gezielt bei der Erwerbung fördert. Vor allem im Bereich der pädagogischen Materialien wird durch den Bestand eine Lücke geschlossen, die andere Bibliotheken des Landes nicht alleine füllen können. Ebenso sind die bereits erwähnten Bereiche „Geographie & Landeskunde“ sowie „Geschichte“ wirklich sehr stark auf das Land Niederösterreich ausgerichtet und bieten eine Vielzahl an faszinierenden Titeln für interessierte Nutzer. Die regionale Identität des Landes Niederösterreich kann durch die Nutzung der vor Ort vorhandenen „Niederösterreichensien“ eindeutig besser verstanden werden. Wohl war es auch ein Ziel der Erwerbungspolitik gerade diese Bereiche für den Schulbetrieb und die Lehrerbildung ausreichend zu bestücken, um eine intensive Beschäftigung mit diesem Thema zu ermöglichen – und auch zu fördern.

Projektarbeit